Bettina Helene Wegner ist eine der erfolgreichsten deutsche Liedermacherinnen. Außerdem ist sie Lyrikerin. Ihr bekanntestes Lied ist „Kinder“ (so kleine Hände) aus dem Jahre 1976, das – gesungen von Joan Baez – auch internationale Verbreitung fand.

Bettina Wegner wurde 1947 in Berlin geboren, im Westteil. Nach der Gründung der DDR übersiedelten ihre Eltern – überzeugte Kommunisten – mit ihr nach Ost-Berlin. Sie erlernte den Beruf einer Bibliotheksfacharbeiterin und begann 1966 ein Studium an der Schauspielschule Berlin.
1966 war sie Mitbegründerin des Hootenanny-Klubs. Da das ursprüngliche Prinzip, jeder könne unzensiert auf der Bühne seine Texte und Lieder bringen, bereits im ersten Jahr aufgegeben wurde, verließ sie die Gruppe 1967 wieder. (Kurz darauf wurde der Hootenanny-Klub in Oktoberklub umbenannt und der FDJ unterstellt.)

Nachdem sie 1968 Flugblätter gegen die Intervention der Warschauer-Pakt-Staaten in der Tschechoslowakei (Prager Frühling) geschrieben und verteilt hatte („Es lebe das rote Prag!“, „Hoch Dubcek!“), wurde sie exmatrikuliert, verhaftet und wegen „staatsfeindlicher Hetze“ zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sieben Monaten auf Bewährung verurteilt. Die Erfahrungen der Zensur und der Untersuchungshaft (ihr erstes Kind – mit Thomas Brasch – war gerade geboren worden), sollten fortan ihre Haltung und vor allem ihre Lieder prägen. Nach „Bewährung in der Produktion“ besuchte sie die Abendschule, holte ihr Abitur nach und absolvierte 1971/72 eine Ausbildung als Sängerin am Zentralen "Studio für Unterhaltungskunst".
Seitdem lebt sie freischaffend.

1974/75 organisierte Bettina Wegner, zusammen mit ihrem Mann Klaus Schlesinger, mit dem sie von 1970 bis 1982 verheiratet war, zunächst die Veranstaltungsreihe "Eintopp" mit Literatur, Musik und Gesprächen. Es wurde ein Publikumsbeirat gegründet und wirklich jeder durfte sich beteiligen, auch auf der Bühne. Nach dem Verbot gab es dann die Reihe "Kramladen", die „aus technischen Gründen“ von staatlicher Seite geschlossen wurde.

Nach Beteiligung an mehreren Protestschreiben (gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976, für die im Zusammenhang der Biermann-Proteste Verhafteten 1977 und gegen die Anwendung des Devisengesetzes gegen Robert Havemann, Wolfgang Hilbig und Stefan Heym) und dem Ausschluss Schlesingers und acht weiteren Autoren aus dem DDR-Schriftstellerverband wurden Bettinas Auftrittsmöglichkeiten immer weiter beschnitten.

Sie wurde bespitzelt und unter Druck gesetzt, ihre Ehe wurde "zersetzt", ihr Alltag war von Verboten und Ausgrenzungen bestimmt. Ihre damalige Managerin Katharina Harich, die gleichzeitig Managerin der Gruppe MTS war, ermöglichte ihr in dieser Zeit noch Auftritte als "Geheimtipp"; auf den Plakaten stand nun: „MTS und Sängerin“. Ebenso half Werner Sellhorn, mit dem sie ein „unverfänglich“ klingendes Programm hatte: „Kurt Tucholsky und Lieder von heute“. Die Konzerte waren trotzdem überfüllt, denn Mundpropaganda war in der DDR sehr wirkungsvoll. Auch in einigen Kirchen konnte sie noch Konzerte geben, zum Beispiel in der Samariterkirche.

Als sie durch eine „Kennzeichen D“-Sendung von Dirk Sager 1978 auch im Westen schlagartig bekannt wurde, ergab sich für sie die Möglichkeit, ihre erste Langspielplatte (im Westen bei CBS) zu veröffentlichen, was ihr in der DDR nie ermöglicht wurde.
Es wurde ihr legendäres Konzert im Künstlerhaus "Bethanien" in Kreuzberg aufgenommen, das auch heute noch im Besitz und Vertrieb einer großen Plattenfirma ist.

Auch konnte sie ihr Berufsverbot in der DDR nun mit Auftritten in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich, Belgien und der Schweiz kompensieren, da sie als „Devisenbringerin“ plötzlich in den Westen reisen durfte. (Das war eine übliche Methode der DDR-Regierung, bekannte, aber unliebsame Künstler loszuwerden.) Nach Einleitung eines Ermittlungsverfahrens „wegen Verdachts auf Zoll- und Devisenvergehen“ sah sich Bettina Wegner 1983 als DDR-Bürgerin vor die Wahl gestellt, ins Gefängnis zu gehen oder ausgebürgert zu werden. Daraufhin zog sie nach West-Berlin um. Dieser Verlust der Heimat und der Verlust der kommunistischen Ideale wurden zu den wichtigsten Themen ihrer Lieder in den 1980er Jahren.

 

Als Liedermacherin trat sie nun unter anderem gemeinsam mit Joan Baez, Konstantin Wecker und Angelo Branduardi auf. Von den 1990er Jahren bis 2007 gab sie weiter regelmäßig erfolgreiche Konzerte, mit ihrem Begleit-Trio L’art de passage, mit dem Gitarristen El Alemán und vor allem zusammen mit Karsten Troyke. 1996 bekam Bettina Wegner in Meiningen für ihr Programm „Sie hat’s gewusst“ als erste Preisträgerin den Thüringer Kleinkunstpreis verliehen.
Nach über 30 Jahren Tourneen und Plattenveröffentlichungen verabschiedete sich Bettina Wegner 2007 mit einer Abschiedstournee von ihrem Publikum. Anlass dafür waren gesundheitliche Gründe, aber nicht nur diese: „Es wird gefeilscht wie um eine alternde Hure. Natürlich habe ich meinen Preis... Es muss ein Ende haben, Sängerin ist dann nicht mehr mein Beruf, auch wenn ich weiter singe – Benefiz oder besondere Anlässe zum Beispiel...“
(Berliner Zeitung 27. Januar 2007).
Ihre Stimme ist ungebrochen stark, und es wird nach dem Ende aller Tourneen immer mal wieder eine Gelegenheit geben, sie singen zu hören.